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Das Reisebüro der DDR bietet in den 70'er und 80'er Jahren des 20. Jahrhunderts Mittelasienreisen an.
Auf diesen Reisen besucht man asiatische Republiken der Sowjetunion, also Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan
Tadschikistan und Turkmenistan.

Diese sowjetischen Republiken sind heute selbstständige Staaten und haben teilweise erfreulich übberrraschende Entwicklungen genommen, wie zum Beispiel Kasachstan.

Die Reisen sind schwer zu bekommen, die gewünschte 20-tägige Reise mit Besuch von Samarkand und Buchara
ist nicht zu haben. So wähle ich eine verkürzte 12-tägige Reise. Die kostet immerhin 1600 Mark der DDR.
Es besteht die Hoffnung in Usbekistan von Taschkent mit dem Taxi Samarkand immerhin noch zu sehen,
denn das ist nur 300 km entfernt.

Anfang November 1983 geht es in Berlin Schönefeld los. Es ist nicht die beste Reisezeit, obwohl das Wort
"Asien" uns unerfahrenen DDR-Reisenden warmes Wetter suggeriert. Immerhin wird es ein unglaublich
interessante Reise und eine wichtige Station in meinem Leben.

Die Sowjetunion ist für mich, wie für viele Landsleute, ein Buch mit sieben Siegeln. Sie ist offizielle spachlich
Befreier vom Faschismus und Mutter des Sozialismus und wird auch umgangssprachlich attributiv gern mit den
Ausdrücken "Ruhmreiche" und "Glorreiche" belegt. Den Normalbürger in der DDR tangiert das kaum. Es gibt nur
wenige Kontakte zwischen den Sowjetmenschen (Russe wird nicht benutzt und gilt umgangssprachlich in der
DDR als Schimpfwort) und DDR Bürgern. Obwohl eine Million Sowjetsoldaten in der DDR ihren Dienst tun, gibt es
kaum Kontakte, private schon garnicht. Ab und zu hört man gerüchteweise von Missetaten der "Muschkoten",
wie der geine Soldat genannt wird.

Umgekehrt ist es sicher nicht besser. Wir sind die Besiegten und haben eine Schuld auf uns geladen, was ja
durchaus auch zutrifft.
Inzwischen haben sich die politischen Dinge etwas verschoben. Der mittelmäßige Breshnev ist tot und sein
Nachfolger Andropow ist von Reformen überzeugt, wenngleich er das politische und wirtschaftliche System
nicht in Frage stellt. Davon bekommen wir auf der Reise einiges mit, denn Schriften, auch auf deutsch, liegen
in den Flugzeugen und Hotels aus.

Ich reise also in die Sowjetunion mit der Erwartung ein Volk von 260 Millionen aufrechten, wachsamen und
fleißigen Heroen kennen zu lernen, die in der Errichtung des Kommunismus ihre erste Aufgabe sehen und ihrem
Privatleben eine sekundäre Bedeutung zuweisen. Ihr Blick ist Stolz nach vorn gerichtet, sie können nicht
lächeln weil das dem Ausdruck der unüberwindlichen Zuversicht widerspricht.

Es kommt anders. Die Erbauer einer neuen Weltordnung sind überwiegend sympathische Mitmenschen, mit
vielen großen und kleinen Problemen, wie ich sie auch aus den anderen sozialistischen Ländern kenne.

Sie trinken gern und viel Alkohol, fliegen gern und viel, weil billig, auch mit ihren Hühnern, Schweinen.

Ein interessantes Land, allerdings zu einer falschen Jahreszeit.
Wir haben uns also früh in Schönefeld versammelt und harren der Dinge, die da kommen. Und sie kommen,
besser sie kommt, unsere Reiseleiterin. Sie geht nicht sie schwebt nicht, sie gleitet. Attraktiv, Mitte 30
geflammte Augen von Beruf Ingenieur. Den Reiseleiterjob macht sie nur so nebenbei, dafür geht der Preis für
sie etwas zurück.
Das Abenteuer kann also losgehen. ...